Darmstädter Echo: Schülerausweis künftig als App

Lars Leitsch (Autor)

22. Juli 2024

Sascha Lotz

Schülerausweis künftig als App

Das Berufsschulzentrum Nord führt nach den Sommerferien den digitalen Schülerausweis ein / Vorreiterrolle in Hessen.

Der klassische Papier- oder Plastikausweis war gestern:

Zum neuen Schuljahr führen die drei Schulen des Berufsschulzentrums Nord (BSZN) einen digitalen Schülerausweis ein. Über eine App stehen den rund 5500 Schülerinnern und Schülern dann alle wichtigen Daten auf einen Blick auf ihren Smartphones zur Verfügung. Gerald Hubacek, Schulleiter der Martin-Behaim-Schule, freut sich über diese Neuerung: "Wir halten es für zeitgemäß, den Schülerausweis digital einzuführen und uns von diesen Papier- und Plastikkärtchen zu trennen", sagt er. Damit geht das BSZN voran. Landesweit sind die drei Darmstädter Berufsschulen - Martin-Behaim-Schule (MBS), Friedrich-List-Schule (FLS), und Heinrich-Emanuel-Merck-Schule (HEMS) - die ersten, die auf einen digitalen Ausweis umsteigen.

Weniger Verwaltungsarbeit und Materialaufwand

Die Vorteile dafür lägen auf der Hand, wie Lehrer Björn Wiskamp erklärt: "Bislang mussten in jedem Schuljahr neue Ausweise ausgestellt werden." In der MBS und FLS waren das Papier-, in der HEMS Plastikausweise. Sie wurden alle individuell ausgegeben und abgestempelt. Das kostet Zeit. Zudem mussten, hatte eine Schülerin oder ein Schüler die Schule vor Ablauf des Schuljahrs verlassen, die Ausweise auch wieder eingesammelt werden. Mit dem digitalen Schülerausweiswerden die Schülerinnen und Schüler dagegen einfach aus dem System entfernt und der Ausweis damit ungültig. Zudem sei der digitale Ausweis nachhaltiger, weil weniger Ressourcen verbraucht würden und damit billiger als die analoge Version.

Ebenso ist es möglich, mit dem Ausweis individuelle Funktionen hinzuzufügen. So können für das BSZN künftig über die App auch Vertretungspläne eingesehen und Bücher in der Schulbüchereiausgeliehen werden. Lehrkräften ist es darüber hinaus möglich, Pushnachrichten an ihre Klasse zuschicken, um sie an Feste oder Dinge, die sie für den Unterricht mitbringen müssen, zu erinnern.

Bereitgestellt wird der Ausweis von der Firma Scave, deren Mitgründer und Geschäftsführer Leon Matijasevic selbst im BSZN zur Schule ging. Das Unternehmen hat er mit einem Freund gegründet. Die Idee dazu kam im gemeinsamen Urlaub. "Wir wollten den Schülerrabatt in einer Therme nutzen, hatten aber beide unsere Schülerausweise vergessen", erinnert er sich. Das könne ja immer mal vorkommen, meint er. Weil beide IT-affin seien, hätten sie sich daraufhin an die Entwicklung einer digitalen Version gemacht, die dann in der Regel jeder junge Mensch immer und überall dabei hat.

Mit dem Fördergeld aus einem IT-Wettbewerb konnten sie ihre Idee in die Tat umsetzen. Die finale Absicherung gelang über eine Rückversicherung beim damaligen Kultusminister Ralph Alexander Lorz (CDU), der ihnen bestätigte, dass der digitale Ausweis datenschutzkonform sei. Eine Regelung, wie ein Schülerausweis auszusehen hat, gibt es in Hessen nicht.

Bereits seit vergangenem Herbst wird der neue Ausweis am BSZN in sechs Klassen getestet. Initiiert wurde das Projekt von Claudia Bärsch, der stellvertretenden Schulleiterin der MBS. Begleitet wird es von Gerald Hubacek und FLS-Schulleiter Norbert Leist. In dem Zeitraum seien diverse Anforderungen nach Rücksprache mit der Firma Scave eingeführt und Fehler ausgemerzt worden, sodass der digitale Ausweis jetzt flächendeckend ausgerollt werden kann.

Schülerin Klaudia Walkowska, die den Ausweis schon vorab testen konnte, zeigt sich zufrieden mit der Neuerung: "Es hat von Anfang an gut geklappt. Ich konnte ihn schon im Schwimmbad nutzen, da gab es keine Probleme", sagt sie. Häufig würden sich die Rabattgeber schon mit dem QR-Codezufriedengeben, der über die Kamerafunktion eingescannt werden kann.

Digitale Ausweise auch in anderen Schulen denkbar

Unterstützt wird das BSZN bei der Implementierung der neuen Ausweise von der Stadt. Abhängig von den Erfahrungen, die dort gemacht werden, sei auch eine Umsetzung an weiteren Schulen denkbar, wie Digitaldezernent Holger Klötzner (Volt) auf Nachfrage bestätigt: "Die Stadt ist grundsätzlich bestrebt, möglichst einheitliche und einvernehmliche Schullösungen unseren Darmstädter Schulen anzubieten." Dabei sei jedoch die Einführung und die Realisierung einer künftigen Landeslösung zu beachten. Der Vertrag zwischen dem BSZN und Scave ist vorerst auf ein Jahr befristet. Für Schülerinnen und Schüler ohne Smartphone werden weiterhin analoge Ausweise ausgestellt.

Quelle des Artikels

Quelle des Artikels ist das Darmstädter Echo.

Link zum Artikel

Die Wiedergabe dieses Artikels erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Echo Zeitungen GmbH.